Für Händler ist Einwegkleidung ein beratungsintensives Produkt. Dieser Leitfaden zeigt, worauf es im Verkauf wirklich ankommt - von Normen über Material bis zur fachgerechten Bedarfsermittlung.
Darauf sollten Händler beim Verkauf von Einwegkleidung achten
Einwegschutzkleidung ist kein Standardartikel - sie muss zum Einsatzbereich, zum Risiko und zum Budget des Kunden passen. Händler stehen daher vor zwei Hauptaufgaben:
- Die Schutzleistung objektiv einordnen
- Kunden dabei unterstützen, die passende Schutzstufe auszuwählen
Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zusammen, die im Beratungsgespräch und bei der Produktauswahl unbedingt berücksichtigt werden sollten.
1. Bedarfsanalyse: Ohne Risikoanalyse keine Produktempfehlung
Ein Händler sollte immer nach dem Einsatzbereich fragen. Entscheidend sind u. a.:
- Kontakt mit Flüssigkeiten? Wenn ja, welche? (Wasser, Öl, Chemikalien)
- Gefahr durch feste Stäube? (Asbest, Mineralfasern, Holzstaub)
- Risiko durch biologische Arbeitsstoffe? (z. B. Tierhaltung, medizinische Bereiche)
- Ist längere Tragedauer vorgesehen? (Komfort wichtig)
- Sind Einweganzüge Teil eines PSA-Konzepts oder nur Hygieneartikel?
Hinweis: Die eigentliche Gefährdungsbeurteilung liegt immer beim Arbeitgeber (ArbSchG, PSA-V).
Händler dürfen beraten, aber keine verbindliche Risikobewertung abgeben.
2. Schutztyp & Normen verständlich erklären
Viele Kunden kennen die Typen 3-6 nur oberflächlich. Händler sollten diese kurz und klar erklären:
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Schutztyp |
Relevanz im Verkauf |
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Typ 3 |
Für Flüssigkeitskontakt unter Druck - selten, aber sicherheitskritisch |
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Typ 4 |
Für Sprühnebel, häufig in Industrie & Reinigung |
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Typ 5 |
Für gefährliche Stäube (z. B. Asbest) |
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Typ 6 |
Für leichten Spritzschutz - häufigste Anwendung |
Ergänzend wichtig: EN 14126 für biologische Risiken.
→ Normen verifiziert (EN 14605, EN 13034, EN ISO 13982-1, EN 14126).
3. Material- und Nahtqualität erkennen
Viele Händler verlassen sich ausschließlich auf die Produktbeschreibung - ein Fehler.
Wichtige Qualitätsmerkmale:
Material
- SMS: Atmungsaktiv, gut für leichte Industrie
- Microporous Laminat: Flüssigkeitsschutz, universell einsetzbar
- PE-Folie: Hochdicht, für Risikobereiche - geringer Tragekomfort
Nähte
- Genäht = geringere Barriere
- Verschweißt = höhere Dichtheit
- Überklebt = höchste Schutzklassen (Typ 3/4)
→ Herstellerdaten und Normen bestätigen diese Unterscheidung.
4. Passform & Größenberatung
Passform entscheidet über Schutz und Komfort.
Darauf sollten Händler achten:
- Größentabellen des Herstellers bereithalten
- Empfehlung: lieber etwas größer als zu eng (Reißrisiko)
- Gummizüge an Kapuze, Armen und Beinen prüfen
- Bewegungsfreiheit bei knienden oder hebenden Tätigkeiten berücksichtigen
5. Kundenspezifische Anforderungen abfragen
Händler sollten folgende Punkte aktiv abfragen:
- Farbe (z. B. blau/weiß für Hygienebereiche)
- Antistatische Anforderungen (EN 1149)
- Verpackungseinheiten (Einzelverpackung, 25/50er Kartons)
- Dokumentation / Zertifikate (CE, EU-Konformitätserklärung)
- Wiederholgenauigkeit: Kann der Kunde später exakt das gleiche Modell nachbestellen?
Gerade Wiederverkäufer und Industriekunden benötigen CE-Dokumente und Prüfberichte - fehlende Dokumente führen oft zu Reklamationen.
6. Preis, Qualität und Lieferfähigkeit richtig kommunizieren
Einwegkleidung ist sehr preissensibel. Händler sollten erklären:
- Warum ein höherer Preis häufig bessere Materialstärken und Nahtqualität bedeutet
- Warum Billigprodukte oft geringe Reißfestigkeit aufweisen
- Welche Mindestbestände dauerhaft verfügbar sind
- Ob Alternativartikel existieren, falls Lieferengpässe auftreten
Für Händler ist der Verkauf von Einwegkleidung vor allem ein Beratungsthema. Entscheidend sind Wissen über Normen, Schutztypen, Materialqualität und eine gute Bedarfsanalyse. Wer diese Punkte beherrscht, liefert Kunden eine zuverlässige Entscheidungshilfe und vermeidet Fehllieferungen.
